Mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland – ein Erfahrungsbericht
Mehrere Tage ununterbrochen im Zug – für viele ist das unvorstellbar. Und auch für uns war der Gedanke an eine mehrtägige Zugfahrt ohne Privatsphäre und ohne Bad etwas befremdlich. Auf der anderen Seite freuten wir uns auf dieses außergewöhnliche Abenteuer - schließlich ist die Transsibirische Eisenbahn die längste Eisenbahnstrecke der Welt, die sich über zwei Kontinente, 7 Zeitzonen und Tausende von Kilometern erstreckt.
Doch wie kamen wir eigentlich auf die Idee und wie war die Reise letztendlich für uns? Hier teilen wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse mit der Transsibirischen Eisenbahn!
Von Moskau über die Mongolei bis nach China mit dem Zug
Wir dachten schon lange darüber nach, eine Auszeit vom Berufsalltag zu nehmen und eine große Reise zu machen. Schnell war uns klar, dass wir nach Asien wollten. Aber das war uns noch etwas zu langweilig. Ein Freund brachte uns schließlich auf die Idee, mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland über die Mongolei bis nach China zu fahren. Ich als Frau hatte zu Beginn aber eher weniger Lust mit fremden Menschen eng beieinander tagelang im Zug zu verbringen. Aber mein Freund überzeugte mich und schließlich freute ich mich tatsächlich auf dieses außergewöhnliche Abenteuer.
Im April war es so weit und wir starteten in St. Petersburg. Hier verbrachten wir zwei Tage bevor es mit dem Zug nach Moskau ging, denn hier war der Startpunkt der Transsibirischen Eisenbahn –Bis zu unserem ersten Stop in Irkutsk (am Baikalsee) dauerte die Fahrt vier Tage. Wir hatten uns die zweite Klasse im Zug gegönnt, die aus einem eigenen Abteil mit Tür und vier Betten bestand. Bevor es aber in den Zug ging, mussten wir uns noch für vier Tage Proviant besorgen. Das bedeutete: Tütensuppen, Bananen und Haferflocken. In jedem Wagon gibt es einen Samowar mit heißem Wasser. Das war wirklich toll, denn so konnten wir uns Kaffee und Tee sowie unseren geliebten Frühstücks-Porridge und Asia-Nudeln zubereiten.
Los geht’s – Vier Tage im Zug
Schließlich war es so weit und wir stiegen in den Zug und was soll ich sagen, die Fahrt war ein Erlebnis! Gut, zugegeben, die Toiletten waren für mich eine echte Herausforderung – als Frau hat man es eben auch nicht so leicht. Man sollte unbedingt genügend eigenes Toilettenpapier und Hygienetücher mitnehmen. Denn das Papier war oftmals leer und aus dem Wasserhahn kommt so gut wie kein Wasser zum Händewaschen. Aber das war wirklich auch das Einzige was mich von einer zweiten Fahrt in der Transsib abhalten würde. Während unserer vier Tage hatten wir viel Zeit zum Nachdenken und Philosophieren aber natürlich auch zum Musik- und Hörbuchhören sowie Serie schauen 😉
Wir haben viele nette Bekanntschaften gemacht und auch viele Einheimische in unserem Abteil gehabt. Es war ein Kommen und Gehen, von einer alten Dame, die ihre Familie auf dem Land besuchte, über zwei Geschäftsmänner auf einem Businesstrip, bis hin zu einem jungen Russen. In den anderen Abteilen waren auch die unterschiedlichsten Menschen vertreten. Da war der ehemalige russische Soldat, der am Bahnhof immer getrockneten Fisch kaufte, eine alte Dame die gefühlt nie etwas trank oder aß (vielleicht damit sie nicht auf die Toilette musste), einige Backpacker die ebenfalls das Abenteuer suchten, eine komplette Reisegruppe inklusive Guide und natürlich auch Familien. Die Kommunikation mit den Einheimischen funktionierte zwar eher schlecht als recht, aber man konnte sich doch immer irgendwie verständigen.
Generell kann man sich zwischendurch ganz gut die Füße vertreten, denn der Zug macht wirklich sehr oft halt – teilweise für mehr als eine halbe Stunde. Diese Zeit nutzten wir, um auf den Bahnsteigen ein wenig spazieren zu gehen und frische Luft zu schnappen.
Russische, mongolische oder chinesische Eisenbahn?
Die vier Tage vergingen schneller als gedacht und schließlich erreichten wir den Baikalsee. Dort verbrachten wir zwei Tage bevor es mit dem Zug weiter in die Mongolei ging. Diese Fahrt dauerte nicht mehr so lange und wir verbrachten nur noch zwei Tage im Zug. In der Mongolei machten wir dann eine ganze Woche Zwischenstopp und erkundeten das Land. Nun stand uns die letzte Etappe mit dem Zug bevor – es ging, wieder für zwei Tage, weiter nach Peking.
Anfangs dachte ich, der Zug in Russland sei schon unkomfortabel aber im Nachhinein muss ich sagen: russische Züge sind der pure Luxus! In den mongolischen und chinesischen Zügen waren die Matratzen so hart, dass man sich am Morgen kaum bewegen konnte und die Toiletten waren sogar noch schlimmer. Nun hatten wir nur noch eine normale Toilette für das ganze Abteil - die zweite war eine Stehtoilette und das musste für mich nun wirklich nicht sein. In chinesischen Zügen darf außerdem auf dem Gang geraucht werden.
Unser Fazit
Trotz so manchen Unannehmlichkeiten sind wir froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Wir haben viele nette Menschen kennen gelernt und hatten die Gelegenheit fremde Kulturen hautnah zu erleben. Zugegeben, wir haben nicht die ganz korrekte Route der Transsibirischen Eisenbahn gemacht. Traditionell geht der Weg bis nach Wladiwostok. Für uns war es aber dennoch eine großartige Tour durch Sibirien und ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden!
Unsere wichtigsten Tipps:
- Um Geld zu sparen: Bucht eure Züge über die offizielle Seite der Russian Railways. Es kostet ein wenig Zeit sich durchzuklicken, aber wir konnten letztendlich die Tickets hier zu buchen. Das gilt aber nur für die Tickets in Russland! Die Tickets für den mongolischen und chinesischen Zug kann man nicht online kaufen, sondern muss dazu direkt an den Schalter in Russland.
- Die Ticketautomaten an den Bahnhöfen sind nur auf Russisch und englischsprachiges Personal ist schwer zu finden. Wir haben uns daher alle Verbindungen zuvor aufgeschrieben und Screenshots von der Webseite mit den Zugverbindungen gemacht. Dann sind wir in St. Petersburg an den Schalter (lange Wartezeiten). Wir wussten nicht so genau, welcher Schalter der richtige war und so rateten wir einfach. Mit Hilfe des Bing-Übersetzers auf dem Handy und unserem Aufschrieb konnten wir dann die Tickets erfolgreich kaufen. Zugegeben, das Kaufen der Zugtickets für die Transsib ist doch recht aufwendig. Man kann die Tickets auch über Agenturen im Internet kaufen, diese schlagen aber noch einmal ordentlich Gebühren drauf.
- Es gibt 1. Klasse, 2. Klasse und 3. Klasse. Der Unterschied liegt in der Anzahl der Betten innerhalb eines Abteils und natürlich im Preis. Ein 1. Klasse-Abteil hat zwei Betten, die 2. Klasse hat vier Betten (oben und unten) und die 3. Klasse hat Vierer-Betten + zwei zusätzliche Betten neben dem Flur.
- In der 2. Klasse: Bucht unbedingt ein Bett unten (teurer) und ein Bett oben (günstiger), oder wenn ihr mehr ausgeben möchtet, beide Betten unten. So habt ihr sicher einen Platz, auf dem ihr tagsüber sitzen und am Tisch essen könnt.
- Alle Zeitangaben auf den Tickets und auf den Tafeln an den Bahnhöfen sind in Moskauer Zeit. Hier müsst ihr rechnen, wann der nächste Stop ist und dürft natürlich nicht die Zeitverschiebung vergessen (insg. 7 Zeitzonen) 😉