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Die Welt entdecken trotz Vollzeitjob – Ein Interview mit Marvin von Part-Time Passenger

avatar by Alina / 14. November 2020 / 7 min read

Reisen ist für viele die beste Möglichkeit eine Auszeit vom Alltag zu nehmen und sich zu erholen. Allerdings beschränkt sich der Urlaub in der Regel auf nur 20-30 Tage im Jahr. Das ist nicht viel Zeit, um die Welt zu erkunden – oder doch? Heute stellen wir euch Marvin von Part-Time Passenger vor. Erfahrt hier mehr darüber, wie er trotz eines Vollzeitjobs durch die Welt reist und seine Urlaubstage optimal nutzt. 

Hi Marvin, wer bist du, woher kommst du und was machst du?

Hallo zusammen! Ich bin Marvin, ein deutscher Reiseblogger mit aktueller Home-Base in Berlin. Was mich antreibt ist sowohl meine Leidenschaft fürs Reisen als auch mein Interesse an internationalen und interkulturellen Angelegenheiten. Ich bin wegen des Jobs hergezogen und schätze die bunte und internationale Atmosphäre in unserer Hauptstadt. Mein Blog ist mein Nebenprojekt – mein kreatives Outlet, in dem ich meine Reiselust verarbeite und versuche, Menschen zum „nebenberuflichen“ Reisen und Entdecken zu motivieren. Mein Fokus liegt auf Destinationen nah und fern mit einer maximalen Reisedauer von ca. 10 Tagen. Auf meinen Reisen versuche ich immer, so viel wie möglich von einem Land bzw. einer Region zu sehen und zu erleben. Denn ich bin davon überzeugt, dass eine Vielzahl neuer Eindrücke für ähnlich gute Entspannung sorgen können wie 1 Woche Strandurlaub. Das ist das Gefühl, was ich auf meinem Blog vermitteln möchte.

Wann hast du die Liebe zum Reisen für dich entdeckt und warum reist du gerne?

Durch ein Stipendium hatte ich die Möglichkeit, das 11. Schuljahr in den USA, im Bundesstaat Oregon an der US-Westküste, zu verbringen. Ich war zuvor noch nie so weit oder so lange von zu Hause weg. Und die ganzen Eindrücke vor Ort haben mich auf jeden Fall geprägt. Es war wahnsinnig aufregend zu sehen, was es da draußen noch so alles gibt. Ich durfte über den berühmten Tellerrand schauen – und habe noch immer nicht genug davon.

Reisen ist für mich aber nicht nur Freizeitspaß. Ich finde es immer wieder spannend, mehr über die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort und den kulturellen Hintergrund zu lernen und so die Sichtweisen anderer einzunehmen. Das klingt etwas abgedroschen, aber man lernt die Welt aus anderen Blickwinkeln zu sehen – und somit zu verstehen. Durch jeden noch so kurzen Austausch mit Menschen vor Ort kann gegenseitiges Verständnis geschaffen werden. Und das ist der vielleicht schönste (Neben)Effekt des Reisens.

Was machst du beruflich? Sind deiner Meinung nach manche Jobs besser bzw. schlechter geeignet, um viel reisen zu können?

Ich habe Amerikanistik (erkennt ihr ein Muster?) studiert und arbeite hier in Berlin bei einer Organisation, die sich für die Förderung der transatlantischen Beziehungen einsetzt. Gerade heutzutage finde ich das wichtiger denn je.

Bestimmt gibt es bei einigen Jobs Faktoren, die die Reiseplanung erschweren können. Allerdings sind wir alle hier in Deutschland in einer privilegierten Position – Amerikaner haben im Schnitt 10-15 Urlaubstage pro Jahr, Chinesen gar nur 10, mit unseren durchschnittlich 28-30 Tagen lässt sich da schon so einiges anfangen.

Wie oft im Jahr gehst du in den Urlaub und wie viele neue Länder bereist du pro Jahr im Schnitt?

In einem normalen Jahr (ohne globale Pandemie) versuche ich 3-4 Reisen plus ein paar Wochenendtrips zu planen. Urlaubstage in das nächste Jahr mitzunehmen ist in der Regel keine Option.

Wie schaffst du es, trotz Vollzeitjob so viel zu reisen?

Ich versuche so flexibel wie möglich zu sein, Urlaubstage mit Feiertagen zu kombinieren und Überstunden da auszugleichen, wo es sich anbietet. Auch vor auf den ersten Blick etwas stressigen Flugverbindungen schrecke ich nicht zurück. Nicht selten nehme ich meinen gepackten Koffer am Abreisetag direkt mit ins Büro und starte von dort aus Richtung Bahnhof oder Flughafen. Wenn man nach einem halben Arbeitstag um 15:00 Uhr in Berlin in den Flieger steigt, schafft man es bspw. noch zum Abendessen nach Manhattan. Aus Asien kann man gut sonntagmorgens starten und ist dank Zeitverschiebung abends wieder in Berlin. Ich bin auch schon mal an einem Montagmorgen nach einem Nachtflug aus dem kanadischen Montréal gelandet und nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause ins Büro gedüst.

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, den Job zu kündigen, um noch mehr reisen zu können?

Solche Gedankenspiele gibt es immer. Ich bin sehr dankbar, dass ich so viele verschiedene Ziele in den vergangenen Jahren bereisen durfte. So erfrischend diese ganzen Trips auch sind, reizt es mich, künftig auch mal mehr Zeit an einem bestimmten Ort zu sein. Stand jetzt bin ich froh, eine feste Basis mit regelmäßigen Abenteuern in der Welt kombinieren zu können. Ich kann aber nicht garantieren, dass das immer so bleibt.

Wie planst du deine Reisen? Hast du vielleicht Tipps für unsere Community?

Am Anfang jeder Reiseplanung durchforste ich zahlreiche Artikel anderer Reiseblogger und versuche eine Art Prioritätenliste des jeweiligen Ziels festzulegen. Wie viele Tage habe ich zur Verfügung und wie kann ich diese bestmöglich vor Ort nutzen? Bis die Route steht können schon mal gut und gerne zwei Wochen verstreichen, aber alleine das Einlesen macht schon Spaß und man lernt bereits so einiges über das Ziel.

Grundsätzlich versuche ich gerade bei Rundreisen, wie bspw. letztes Jahr in Sri Lanka, einen flexiblen Rahmen festzulegen. Damals habe ich vorab die wichtigsten Unterkünfte vor Ort und verschiedene Transfermöglichkeiten gebucht, allerdings plane ich nie alles von A bis Z durch. Ich möchte vor Ort auch die Freiheit haben, Teilrouten und Tagespläne zu ändern. Ob ich im tropischen Talalla an der Südküste Sri Lankas surfen, Tempel erkunden oder mit dem Boot raus zu den Walen möchte – so etwas entscheide ich spontan.

Genauso wichtig finde ich, mit einer gewissen Gelassenheit an die Sache heranzugehen. Wenn man Sehenswürdigkeit XY nicht mehr schafft, geht die Welt nicht unter. Der Mt. Fuji hat sich während meiner Japan Rundreise leider auch in Wolken gehüllt. Das war schade, aber so etwas lässt sich nicht planen. Es geht nicht nur darum, die top must-sees auf einer Liste abzuhaken, sondern sich auch vor Ort etwas leiten zu lassen. Eine Grundidee der Reiseroute ist aber wichtig – gerade wenn man nicht auf dem 3-monatigen Backpacking-Trip ist, sondern mit begrenzten Urlaubstagen arbeitet.

Was waren bisher deine Lieblingsreiseziele und warum?

Puhh, das ist eine schwierige Frage. Spontan fällt mir in jedem Fall Südafrika ein. Das Land ist voller Kontraste. Von den Townships rings um das wirtschaftliche Zentrum Johannesburg, über die glitzernde Metropole Kapstadt bis hin zu den Elefantenherden im Krüger Nationalpark – selten hat mich eine Reise durch ein Land so nachdenklich gestimmt und zeitgleich fasziniert. Mindestens genauso spannend fand ich Hong Kong, mein erstes Ziel in Asien und ein faszinierender Mix aus chinesischen und westlichen Einflüssen. Zum Aufzählen meiner New York Aufenthalte brauche ich mittlerweile beide Hände. Das klingt jetzt so, als würde ich es mit Europazielen gar nicht erst versuchen. Aber das stimmt nicht, genauso gerne reise ich insbesondere durch Spanien, Portugal oder das südliche Italien – Sardinien hat es mir besonders angetan.

Welche allgemeinen Tipps zum Reisen trotz Vollzeitjob kannst du unserer Community geben?

Vollzeitjob und aufregendes Reiseleben ist ein Spagat, keine Frage. Viele von uns jonglieren mit begrenzten Urlaubstagen. Diese Zeiten für Abwechslung und Entspannung sind jedoch enorm wichtig. Ich versuche das Berufsleben als Teil meines Alltags zu sehen, nicht jedoch als Komponente, die meine ganze Energie einnimmt. Ich weiß nicht, ob ich mich in 40 Jahren eher an einen kleinen Karrieresprung oder an den Moment erinnern werde, als ich auf der chinesischen Mauer stand. Ich versuche beide Teilbereiche meines Lebens bestmöglich zu kombinieren. Wie und ob mir das weiterhin gelingt, werdet ihr ja verfolgen können ;-)

Welche Reisepläne und -ziele hast du für die Zukunft?

Gerade in diesem Jahr ist das natürlich eine besonders schwierige Frage. Wenn man der aktuellen Pandemie zumindest einen kleinen positiven Nebeneffekt abringen möchte, ist das jedoch zumindest die gewachsene Wertschätzung für Reiseziele direkt vor unserer Haustür. Ich war dieses Jahr bspw. das erste Mal an der Ostsee. Und auch Berlin habe ich in den letzten Monaten noch besser kennengelernt und meine Erfahrungen in verschiedenen Neighborhood Guides zusammengeschrieben. Reisen ist und bleibt ein Privileg, das ist mir in diesem Jahr noch einmal ganz besonders klar geworden.

Was die Zukunft angeht so liebäugle ich schon längere Zeit mit einem Road Trip quer durch die USA, von New York nach LA. Für eine solche Reise müsste ich mir dann natürlich mehr Zeit nehmen, aber da findet sich bestimmt eine kreative Lösung.

Schaut doch mal auf seinem Blog vorbei und erfahrt mehr über Marvin und seine Trips. 

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